Mittwoch, April 20, 2005

Der Paradigmenwechsel meiner Katze

Habe heute nachmittag, während ich am Schreibtisch saß, meiner Katze zugesehen, während sie den Balkon erkundet hat. Wir sind ja erst vor vier Monaten hierher gezogen. Vorher hat sie mit uns eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Nürnberg bewohnt und war nie draußen. Es ist sehr spannend ihr zuzusehen. Ihr Weltbild war bisher wohl, dass es über ihrem Kopf immer eine Zimmerdecke geben muss. Sie kannte ja nichts anderes und das seit immerhin 12 Jahren. Jetzt ist sie mit der Tatsache konfrontiert, dass es in der Welt Räume gibt, die keine Zimmerdecke haben. Ich muss sagen, dass sie darauf etwas verwirrt reagierte. Die erste Zeit ist sie ständig unter irgendwelche Sachen druntergelaufen z.B. Autos oder Stühle, um etwas über dem Kopf zu haben. Wenn sie Strecken zwischen ihren Verstecken zurückgelegt hat, dann hat sie sich ganz flach auf den Boden gedrückt. Das sah unglaublich komisch aus. Mittlerweile läuft sie schon sehr freimütig durch die Gegend. Das einzige was sie jetzt noch wirklich schockt, ist die Existenz von Vögeln, die ein paar Etagen über ihr herumfliegen.
Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass es Übergänge gibt, wenn sich Paradigmenwechsel vollziehen. Das wichtige ist, sich einzugestehen, dass es eben nur eine Zwischenlösung ist und sich da nicht einzurichten. Leider bin ich jemand, der bei soetwas wenig Geduld hat.
Neulich hab ich gedacht, das muss mit der Katze doch auch schneller gehn. Ich hab sie gepackt, in den Garten geschleift und mitten auf die Wiese gesetzt. Sie ist laut schreiend und völlig verstört hinter die Mülltonnen gelaufen. Es hat sehr viel gutes Zureden gebraucht, um sie da hinten vorzulocken und sie wieder ins Haus zu bugsieren.
Ich glaube, ich muss lernen, dass Prozesse Zeit brauchen, um wirklich beständige Veränderung zu bringen. Menschen in Prozessen des Paradigmenwechsels zu überfordern, kann sicher auf sie genau so verstörend wirken, wie eine grüne Wiese unter freiem Himmel für eine Katze, die eine Zimmerdecke gewohnt ist.

5 Comments:

Blogger Maresa said...

Ja, von Katzen kann man wirklich noch etwas lernen! Deshalb bin ich wahrscheinlich auch ein so schlauer Kopf geworden - wir hatten drei Stück daheim ;-))
Nee, mal im Ernst. Hab deinen Blog bei Mirko entdeckt und wollte nur mal Guten Abend wünschen. Liebe Grüße aus dem Wilden Süden!

9:05 PM  
Blogger Jocky said...

Hallo daggi,
schön dass du auch ein Blogger bist. Hab mir ja vor kurzem auch so ein Teil zugelegt.

Spannend wie so Veränderungen vor sich gehen. Ich bin gespannt, wann die Zeit gekommen ist, dass du dir gar keine Gedanken mehr darüber machst, dass die Katze irgendwann mal Probleme hatte, kein Dach über dem Kopf zu haben.

Das finde ich grade das Spannende im Leben. Man schaut zurück und sagt: "Moment, hatte ich damit nicht mal ein Problem? Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern..."

Schöne Grüße und Segen aus München
Jocky

3:12 PM  
Blogger Mirko Sander said...

amen dazu ...

aber man könnte auch einen stock nehmen, daran ein seil binden und die katze ans andere ende des seils - und dann den stock einfach in der mitte des feldes in die erde rammen!

... das wäre dann der harte weg ;-)

8:45 PM  
Blogger Danny said...

Tja, da denkt man, dass man mit dem Bloggen ganz alleine in Lemgo/Ostwestfalen ist... bis Daggi auftaucht.

Gruß von einem ECler aus dem Kalletal

Danny (mein blog: http://soomah.weblogs.us )

2:59 PM  
Blogger cee said...

mirko, du bist ja sowas von hart zu katzen!!
daggi, wann predigst du mal wieder auf freakstock oder willow freak? deine FS predigt von vor 3 jahren (oder so) hör ich mir immer wieder an!
liebe grüsse aus der schweiz!
salome

9:12 PM  

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