Samstag, Juli 09, 2005

Neue Wege auf alten Pfaden

Wir hatten einen sehr inspirierenden und erholsamen Dänemarkurlaub. Ich konnte die Insel in vollen Zügen genießen, bin mit Henrik oder alleine stundenlang durch Dünen, Wälder und an Stränden entlanggewandert. Mir gibt es sehr viel, einfach draußen zu sein und die Natur auf mich wirken zu lassen. Hab nebenher begonnen eine Einführung in kontemplative Exerzitien zu lesen und daher auch versucht, die Natur nicht zu beobachten, sondern einfach nur wahrzunehmen und Gott dadurch zu mir sprechen zu lassen.
Es tut mir gerade sehr gut, neue Wege für meine Spiritualität zu entdecken. Gerade nach vielen Jahren als Gemeindeleiterin, in denen ich durch den Gemeindestil doch sehr festgelegt war, kommen mir die Möglichkeiten unendlich vor. Allerdings hinterlässt das Ausscheiden aus so einem Dienst auch ein nicht zu unterschätzendes Vakuum. Ich hätte ja nie gedacht, dass es so viel Halt im persönlichen Glaubensleben gibt "Berufschrist" zu sein. Aber es ist wirklich so. Du bist ja praktisch "gezwungen" zu beten. Zwar nicht unbedingt für dich allein, aber doch in irgendwelchen Gruppen bzw für andere. Nachdem das weggefallen ist, muss ich mir viel stärker meinen eigenen Rhythmus und auch meine eigene Form suchen, als das vorher der Fall war. Auch für unsere Hofgemeinschaft sind wir auf der Suche nach einer guten Form für unser gemeinsames Leben. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das entwickelt. Im Augenblickbin ich auch da kräftig am Literatur wälzen. Sehr herausfordernd finde ich die Lektüre alter Klosterregeln. Die Weisheit und Weitsicht dieser Menschen, die es immer wieder geschafft haben, das Evangelium im täglichen Miteinander lebbar zu machen, begeistert mich. Früher habe ich gedacht eine Regel besteht in der Auflistung der täglichen Gebetszeiten und der Festlegung der Klosterhierarchie. Jetzt weiß ich, dass es schlicht darum geht, das Evangelium ins tägliche Leben und zwar in alle Bereiche zu bringen. In unserer veranstaltungsorientierten Kirchen- und Gemeindekultur steht das oft so im Hintergrund, aber die Klosterregeln bringen es neu zum Leuchten. Für mich ist es auch genau das, um was es Jesus ging. Ein Leben das ein Gottesdienst ist, 27 Stunden 7 Tage die Woche. Wenn du mal was wirklich radikales lesen willst, kann ich dir das nur empfehlen.

1 Comments:

Blogger Martin.D[x]D.nitraM said...

Hallo Daggi,
das ist ein wichtiges und gutes Thema! Und da gibt es auch ein Vakuum in der christlichen Szene. Hab auch schon an ein Buch, mindestens aber an ein Seminar beim Freaksstock gedacht, als ich an dem Thema dran war. Titel: "Gibt es ein Leben nach dem Dienst?" oder so ähnlich. Einfach mal Erfahrungen raushauen, die Leuten helfen könnten, nicht in die selben Löcher zu fallen. Die können ganz schön gross sein, und es gibt doch viele Ex-Leiter, Mitarbeiter, die da rein gefallen sind. Pumps, weg war ste. Du scheinst du ja auf einem guten Weg zu sein. Ich hab da schon gekämpft, aber nicht nur Niederlagen eingefangen. Kannst ja mal überlegen und mir mailen.

1:03 AM  

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