Montag, September 26, 2005

Missverstandenes Dienen

Es wird ja viel über die Schriftstelle in Mt 18, 25ff im Hinblick auf Leitungsautorität in der Gemeinde diskutiert. Ich bin der Meinung, dass es nicht darum gehen kann, die hierarchische (Herrschafts-)pyramide umzudrehen und dann durch Dienen zu herrschen. Bei Moltmann fand ich ein paar Zitate, die mir in diesem Punkt aus der Seele sprachen:

"Die Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft in der Gesellschaft ist vielgesichtig. Es gibt Herrschaft durch Versklavung anderer. Es gibt aber auch Herrschaft durch Dienst und Entlastung anderer. Herrschaft kann durch direkte Unterwerfung gewonnen werden. Herrschaft kann auch indirekt durch Dienst gewonnen werden. Wird "der Herr" Jesus genannt, dann ist weder das eine noch das andere gemeint."

"(...) das Bekenntnis zu Jesus dem Herrn [meint nicht] Herrschaft durch Dienen (...), sondern Dienen zur Freiheit. Hier ist nicht ein Umschlag von Dienst zur Herrschaft (...) möglich und auch nicht erschlichene Herrschaft durch Andienen und Sich-unentbehrlich-Machen. Gemeint ist der selbstlose Dienst, der allein das Menschenrecht und die Menschenwürde des anderen im Auge hat."

(Beides: Moltmann, Kirche in der Kraft des Geistes, 122)

4 Comments:

Anonymous Anonym said...

Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

4:35 PM  
Blogger mesii said...

Hast du das in deiner Zeit der Leitung immer geschafft und siehst du das bei anderen in Leitung als gegeben?
Bei den paar Sachen die ich geleitet habe, habe ich das schon öfters vergessen und der Mensch stand weit hinten. Ich behaupte das auch bei anderen zu sehen (aber vielleicht ist das ja nur meine Projektion).
Mesii

7:00 PM  
Anonymous Anonym said...

Krasses Zitat. Sehr gut auf den Punkt gebracht. Deutet auch sehr gut an wo die Probleme jeweils liegen, wenn Dienen missverstanden wird (Stichwort geistlicher Missbrauch).

@ Mesii
Das ist dann der nächste Schritt. Es ist mit Sicherheit nicht immer umzusetzen. Aber wichtig ist auch erstmal zu erkennen, dass unser Ego uns da durchaus einen Strich durch die Rechnung machen möchte.
Ich behaupte aber auch, dass es mit Gottes Hilfe möglich ist. Setzt die Bereitschaft voraus in Gottes und Menschen Gegenwart sein wahres Selbst zu erkennen und zu reflektieren. Das ist ein Prozess, der wie so vieles, durch Gottes Gnade möglich wird und sicher nicht immer angenehm ist.

11:44 AM  
Blogger HoSnoopy said...

Ich denke, das ist als Leiter ein sauwichtiges Ziel, sich unentbehrlich zu machen, sich nicht wichtig zu machen. Als ich Leiter war, stieß mir unbehaglich auf, daß ich für Leute wichtig, ja, unentbehrlich bin. Es ist dann auch schwer "einfach loszulassen", gleichzeitig eben sauwichtig. Die Menschen sind von Jesus, nicht von Leitern abhängig. Und werden sie von Leitern abhängig gemacht, dann kriegt das ganze einen sektiererischen Charakter.
sofx & Pöl ahoj ! :)

12:45 PM  

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