Montag, November 06, 2006

Die Frage nach dem Bösen

In meiner Arbeit über "natürliche Theologie" geht es auch um eine Auseinandersetzung mit dem Pantheismus (kurz: Alles ist Gott) und dem Panentheismus (kurz: in allem ist Gott).
Mich bewegt in diesem Zusammenhang immer wieder die Frage nach dem Bösen.
Wenn "alles Gott ist" (Pantheismus) und Gott absolut gut ist, dann müsstn wir nur von absolut Gutem umgeben sein. Nun bin ich in dieser Welt aber schon Dingen begegnet die ich beinahe als absolut Böse einstufen würde. Damit kann ich dem Pantheismus keinen Raum geben.
Allerdings sagt die Bibel, dass es in dieser Welt nichts ohne Gott gibt (Eph 1,23). D.h. er ist "in seinen Werke". Nur wie kann ich mir das vorstellen, wenn manches auf dieser Welt offensichtlich Böse ist?
Momentan würde ich meine Antwort so formulieren:
Für mich ist ein Ding/System nicht von vorneherein gut oder böse, sondern erst mal neutral. Allerdings hat jede Schöpfung, dadurch dass sie erschaffen ist, eine göttliche Bestimmung. Der Geist der Dinge/Systeme, das heißt die Frage ob etwas gut oder böse ist, hängt mit der Ausrichtung zusammen.
Dinge/Systeme, die auf Gott hin ausgerichtet sind, im Dienst seines offenbarten Willens stehen und damit ihren Schöpfungsauftrag erfüllen, können in dieser Welt Gutes bewirken. Damit meine ich nicht unbedingt Dinge/Systeme, die von Christen errichtet oder ausgeführt werden, denn nicht was Christen machen, ist gut, sondern was dem Willen Gottes entspricht ist gut.
Dinge/Systeme, die gegen den Schöpfungsauftrag Gottes verwendet werden, entwickeln zerstörerische Kräfte.
Das heißt ein System kann "kippen".
Etwas, was gut angefangen hat, kann durch Missbrauch ins Gegenteil verkehrt werden.
Allerdings kann etwas was mit falschen Absichten begonnen wurde, "umgekehrt" und in seine göttliche Bestimmung gebracht werden.
Mir liegt dieser Gedankengang (den Walter Wink vertritt) deswegen so nahe, weil er Engagement auch in "ungerechten" Systemen fördert, wenn man damit den Auftrag wahrnimmt, das System wieder seiner göttlichen Schöpfungsbestimmung zuzuführen und nicht Teil hat an der Ungerechtigkeit des Systems.
Den Gedanken der Umkehr (metanoia) finde ich faszinierend, wenn man ihn nicht nur als persönliche Buße eines Menschen sieht sondern ihn ausweitet.
Außerdem gibt es uns die Möglichkeit uns in dieser Welt frei zu bewegen und alles zur Ehre Gottes zu nutzen, was uns zur Verfügung steht.

9 Comments:

Anonymous Anonym said...

http://christinaratnadewi.blogspot.com/2006_11_01_christinaratnadewi_archive.html

Yeah, God's ways are often upside down.
He's a digger. He's looking into our hearts and knows if we are wicked or not (Psalm 139:23+24)

3:27 PM  
Anonymous Anonym said...

Nett, wohin eine Arbeit über natürliche Theologie führen kann...
Ich stimme Wink und Dir auch zu - warum sollte Gott eo ipso negative/böse Dinge Systeme geschaffen haben? In Christus sind die Throne/Mächte/Gewalten geschaffen und die gefallenen am Kreuz ihrer Gewalt enkleidet worden. Darum können sie gekippt werden - oder "redeemed", wie N.T. Wright schreibt. An Winks Fromulierung erinnere ich mich nicht mehr. Stelle mir aber die Frage, ob im System von Wink und seiner Interpretation von Eph 6 noch Platz für real existierende personale Mächte ("Dämonen") ist, die ich in den Evangelien finde, und die mir auch im Alltag über den Weg gelaufen sind. Denn das System (die Partei, die Firma, der Verein etc.) ist ja immer mehr als die Summe seiner Teile. Was ist die Identität des "Geistes" der CDU bspw.? Das ist eine Geschichte, die mich im Laufe meiner Recherchen für mein altes BA-Thema beschäftigt hat, und auf die ich auch wieder zurückkommen werden muß.

3:53 PM  
Anonymous Anonym said...

Interessante Gedanken, danke! Das etwas neutral sein kann, glaube ich allerdings nicht...Die Sache mit dem Bösen ist schon recht knifflig und für mich letztlich nicht beantwortbar. Aber man muss das Böse ja weder erklären können, weder um es in seiner erschreckenden Realität ernstzunehmen, noch um an der Umkehr mitzuarbeiten...

7:48 PM  
Blogger Trinity said...

@Dosi: Du hast recht. Persönliche Gebundenheit hat Wink in seiner Auseinandersetzung nicht im Blick. Das sehe ich allerdings nicht als Problem. Auch ich bin überezeugt, dass es das gibt, und ein seelsorgerlicher Umgang mit dem einzelnen Betroffenen ist kein Widerspruch zu Winks Ausführungen sondern eine notwendige Ergänzung.

@Tobik: Willkommen Auf meinem Blog. Natürlich hast Du Recht. Es geht mir auch nicht drum, das Böse erklärbar zu machen, sondern dem entgegenzuwirken, dass es in einer positivistischen Weltsicht (die ich ja durchaus habe) wegrationalisiert wird.

9:44 AM  
Blogger back to life said...

Cool! Ich glaube auch, dass die Liebe vom Papa alle bösen Systeme nach und nach wegrationalisiert.
Ich freue mich auf den Tag, wo das Böse arbeitslos sein wird. Und dann gibt's kein Arbeitslosengeld! YES!

Warum Gott böse Systeme zulässt? Weil Jesus ja an uns glaubt und für uns betet (Joh 17), dass wir Ihm vertrauen, seine Liebe weitergeben und somit böse Systeme weglieben und überwinden.

Vertrauen in die Größe und Allmacht Gottes entsteht bei mir, wenn ich weiß, dass ich weiß, dass ich weiß, dass ich weiß...THAT I AM LOVED :) So schön! Gott liebt mich! Und euch auch!

Das Böse erkennen wir an der Frucht. Weil wir als Schäflein ja Gottes Stimme kennen sollten und wie seine Liebe ist.

Gal 5:22 Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.

Alles andere ist böse... :)
-in dem Wissen, dass wir ja nicht gegen Menschen kämpfen... ;)

Zumindest ist das glaub mein Walk towards Jesus. My Vision is Jesus! *freu*
HAVE A NICE DAY!

4:04 PM  
Anonymous Anonym said...

Ja, das ist eine knifflige Frage. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob Systeme wirklich neutral sind. Irgendwie kann ich mich mit dem Gedanken nicht so recht anfreunden. Vielleicht auch weil das System an sich und sein Geist eng zusammenhängen. Systeme haben auf jeden Fall große Kraft, Kraft die Leben fördert bzw. verhindert. Sie können umgekehrt werden, wobei das je nach System eine reißen Aufgabe ist. Bei machen Systemen zweifel ich aber wirklich, dass sie änderbar sind. Klar bei Gott ist nichts unmöglich...
Dein Gedankengang gefällt mir an sich sehr gut.

12:47 PM  
Anonymous Anonym said...

Noch ein Gedanke, der mir hierzu wieder einfiel: Neulich wies unser Pastor in der Predigt daraufhin, dass die Wörter Richten und Richtung ja zusammenhingen und das gerichtet werden, ja vielleicht gerade auch mit gerichtet (im Sinn von richtig ausgerichtet werden) zu tun hat. Erlösung wird in der 'The Message' - Übersetzung ja auch so schön mit 'setting-things-right-(with-Him)' wiedergegeben. Also ich finde das passt doch sehr gut zum Inhalt des Posts, zumindest schwirrt all das zusammen in den letzten Tagen immer wieder produktiv in meinem Kopf herum. Danke somit noch mal für den Post!

9:30 PM  
Blogger Trinity said...

@Tobik: Genau. Darin sehe ich nämlich unseren Auftrag in dieser Welt. Als Christen sind wir berufen, das, was wir vermögen, dazu beizutragen, dass unser Umfeld (Menschen, Systeme) wieder in die richtige Richtung - nämlich auf Gott hin - ausgeRICHTET wird.
Da steckt für mich aber auch drin, dass wir nicht in dem Sinn "richten" sollen, dass wir etwas auf einen falschen Zustand festlegen. Verstehst Du, was ich damit meine?

8:26 PM  
Anonymous Anonym said...

Verstehe vollkommen. Großartig das alles - ich meine: ein großartiger Gott und großartig ihm dienen zu dürfen...

10:12 PM  

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