Dienstag, Mai 16, 2006

Paradigmanwechsel durch Lernen im Team

Wie Daniel beschäftigt mich die Frage, wie Menschen zu lebensverändernden Einsichten kommen. Damit ist zunächst die generelle Frage verbunden wann ein Mensch lernt und warum er es nicht (mehr) tut. Dahinter steckt meine Grundannahme, dass nur ein Mensch, der sich als Lernender versteht, überhaupt in der Lage ist, einen Paradigmenwechsel zuzulassen.
Man darf dabei nicht außer Acht lassen mit welchen Erschütterungen der Prozess lebensverändernden Lernens verbunden ist. Senge schreibt dazu:
"Ein Lernprozess, durch den mentale Modelle verändert werden, ist eine ungeheure Herausforderung. Er ist desorientierend. Er kann beängstigend sein, weil er tief verwurzelte Überzeugungen und Annahmen in Frage stellt. Man kann diesen Lernprozess nicht allein durchlaufen. Er ist nur in einer Gemeinschaft von Lernenden möglich."
Senge. Die fünfte Disziplin, 538f.

Freitag, Mai 12, 2006

Radikal (mal) anders

"Sektierer glauben von sich, im Besitz der Wahrheit zu sein. Radikale Menschen, so wie ich sie verstehe, haben die Einsicht, dass es auch andere, vielleicht komplementäre, das heißt sich ergänzende, unterschiedliche Wahrheiten gibt. Sie bleiben auf der Suche. Sie haben immer wieder neue Fragen. Vielleicht geht es darum, sich diese scheinbar naive Haltung, die neue Einsichten ermöglicht, zu erhalten."

Mittwoch, Mai 10, 2006

Kleines Zitat für alle Vordenker

"Die Bewegung in unserem Geist hat die Eigenart, Teil der Lösung zu sein. So klein sie auch sein mag, sie gehört von der Beschaffenheit her zur Lösung und nicht zum Problem. Wie groß auch immer die größere Bewegung sein mag, sie gehört von der Beschaffenheit her zum Problem und nicht zur Lösung. Folglich geht es hauptsächlich darum, mit etwas zu beginnen, was von der Qualität her zur Lösung gehört."
D. Bohm in Hartkemeyer u.a. Miteinander denken. Das Gemeinnis des Dialogs, 54

Nachdem ich gestern ein längeres Gespräch mit meinem Freund Jean hatte, der aus Brasilien zurück ist, habe ich lange darüber nachgedacht, wie schwierig es ist, mit den eigenen Gedanken und Ansichten zu einer Minderheit zu gehören.
Vieles, was mich bewegt und an dessen verändernde Kraft ich glaube, läuft konträr zu den Mehrheitsansichten meiner Umgebung. Oft bin ich die, die die unbequemen Fragen stellt und dann nicht mal die besseren Antworten geben kann und will. Das hat die Folge, missverstanden zu werden und in Schubladen zu landen, die mir nicht passen.
Das Zitat von Bohm hat mir Mut gemacht, weiter zu denken und zu gehen und sein Werk ruft zum Dialog trotz und gerade wegen aller Verschiedenheit.
Manchmal kann eben doch die Maus den Elefanten bewegen.

Montag, Mai 08, 2006

Was, wenn keiner weiß, wo es lang geht?

"Die meisten Menschen sind in einer autoritären Umgebung aufgewachsen. Als sie Kinder waren, hatten ihre Eltern die "Antworten". In der Schulzeit hatten die Lehrer die Antworten. Wenn sie dann in ein Unternhemen eintreten, nehmen sie automatisch an, dass "der Boss" die Antworten hat. Tief im Innern sind sie überzeugt, dass die Menschen, die über ihnen stehen wissen, wo es lang geht oder es wenigstens wissen sollten, wenn sie kompetent sind."

Senge, 343.

Diese Mentalität entbindet uns der Verantwortung, einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Ganzen zu leisten. Sie macht anfällig für Zynismus, wenn herauskommt, dass die "da oben" auch nicht alles wissen. Schließlich leistet sie Besserwisserei und Rechthaberei indirekt Vorschub.

Welche Befreiung wäre es zu der Erkenntnis zu kommen, dass niemand eine Antwort hat?
Welche Energie könnte das freisetzen, gemeinsam nach Antworten zu suchen?

Vielleicht ist der Weg des gemeinsamen Lernens der effektivere Weg aus einer Krise, auch wenn er heißt, dass alle ihre Unwissenheit eingestehen müssen. Immerhin könnte das den Lohn haben, dass man herausfindet, dass alle gemeinsam die Antwort haben.

Dienstag, Mai 02, 2006

Ein leidenschaftliches Plädoyer für das Lernen

„Echtes Lernen berührt den Kern unserer menschlichen Existenz. Lernen heißt, dass wir uns selbst neu erschaffen. Lernen heißt, dass wir Fähigkeiten erwerben, die uns vorher fremd waren. Lernen heißt, dass wir die Welt und unsere Beziehung zu ihr mit anderen Augen wahrnehmen. Lernen heißt, dass wir unsere kreative Kraft entfalten, unsere Fähigkeit, am lebendigen Schöpfungsprozess teilnehmen.

In jedem von uns steckt eine tiefe Sehnsucht nach dieser Art von Lernen.“

Peter M. Senge in "Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Orgnaisation", 24.