Donnerstag, September 29, 2005

Der Herr Pfarrer bloggt

Gute Freunde trifft man oft überraschend virtuell. Willkommen in der Blogosphäre Nobbi!

Montag, September 26, 2005

Missverstandenes Dienen

Es wird ja viel über die Schriftstelle in Mt 18, 25ff im Hinblick auf Leitungsautorität in der Gemeinde diskutiert. Ich bin der Meinung, dass es nicht darum gehen kann, die hierarchische (Herrschafts-)pyramide umzudrehen und dann durch Dienen zu herrschen. Bei Moltmann fand ich ein paar Zitate, die mir in diesem Punkt aus der Seele sprachen:

"Die Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft in der Gesellschaft ist vielgesichtig. Es gibt Herrschaft durch Versklavung anderer. Es gibt aber auch Herrschaft durch Dienst und Entlastung anderer. Herrschaft kann durch direkte Unterwerfung gewonnen werden. Herrschaft kann auch indirekt durch Dienst gewonnen werden. Wird "der Herr" Jesus genannt, dann ist weder das eine noch das andere gemeint."

"(...) das Bekenntnis zu Jesus dem Herrn [meint nicht] Herrschaft durch Dienen (...), sondern Dienen zur Freiheit. Hier ist nicht ein Umschlag von Dienst zur Herrschaft (...) möglich und auch nicht erschlichene Herrschaft durch Andienen und Sich-unentbehrlich-Machen. Gemeint ist der selbstlose Dienst, der allein das Menschenrecht und die Menschenwürde des anderen im Auge hat."

(Beides: Moltmann, Kirche in der Kraft des Geistes, 122)

Freitag, September 16, 2005

Pneumatologisch Gemeinde bauen

„Unter dem Gesichtspunkt der Pneumatologie ist alles Machbare auch wunderbar. Wunder und Technik sind – pneumatologisch gesprochen – keine Gegensätze." (Bohren)
Gott hat sich entschieden, Gemeinde gemeinsam mit den Menschen zu gestalten. Er ist ihr Partner im Prozess der Gemeindeentwicklung. Die Menschen dürfen die ihnen zur Verfügung stehenden irdischen Mitteln einsetzen, denn wo „wir vom Geist ans Werk gesetzt werden und uns also selbst ans Werk setzen, kommen Methoden ins Spiel, wird Technik angewandt, Kunst geübt, Wissenschaft gebraucht.“
Aus diesem Blickwinkel steht das ganze Spektrum der Möglichkeiten offen, um Gemeinde zeitgemäß zu gestalten. Pneumatologischer Gemeindebau ist weltbejahender Gemeindebau. Er hält sich an das Pauluswort: „
Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Th 5,21).
Auch kann eine pneumatologische Antwort auf die Frage nach der Gestalt von Gemeinde nie ausschließlich sein. Einerseits muss es immer viele verschiedene Möglichkeiten der Antwort geben, da das Wirken des Geistes polyphon ist (Apg 2,4) . Andererseits kann keine für sich endgültig sein, da alles Wirken des Geistes durch den Menschen Stückwerk ist (1Kor 13,9).
Wenn die pneumatologische Realität aus dem Blickfeld verschwindet, steht Gemeinde in der Gefahr, Modelle und Methoden zu ideologisieren. Dann wird eine Antwort zu der Antwort, ein Modell zu dem Modell.

... naja, ich schreib halt gerade an meiner Ekklesiologiearbeit ;o)

Donnerstag, September 15, 2005

Letztes Standbein in Nürnberg weg

Am Wochenende hab ich unsere Wohnung in Nürnberg übergeben. Von 1997 bis 2005 habe ich zusammen mit ganz vielen anderen Leuten den alten Buchladen in der Spenglerstraße bewohnt. In den zwei Zimmern ist so viel passiert, dass es wahrscheinlich für zwei Leben reicht. Wir haben miteinander Nächte durchgemacht und Tage vergammelt, Entzüge und Psychokrisen bewältigt. Gelacht, geweint, verzweifelt, gehofft, gebetet. Menschen haben Jesus und Heilung gefunden. Wir haben miteinander gegessen, Weihnachtsfeste, und Geburtstage gefeiert. Diverseste Hauskreise haben hier ihre Wiege. Zahllose Ältestentreffen, Seminare, Seelsorgegespräche, Regiotreffen und Krisengespräche hat das Sofa ausgehalten. Unser Schlafzimmer war Gemeinde- und Freakstockbüro. Praktikanten haben unser Wohnzimmer mit den verschiedensten Tätigkeiten belagert. Wir haben alleine, zu zweit oder zu dritt in den drei Hochbetten übernachtet. Wir haben alleine, zu zweit, zu dritt oder zu viert in zwei Zimmern und der Küche gewohnt.
Allen Kurz- und Langzeit-Mitbewohnern der letzten acht Jahre (Jessie, Hannes, Katja, Jean, Rahel, Barbara, Mik... und alle die ich vergessen habe) liebe Grüße und Danke für eine wunderbare Zeit!
Tschüß Spenglerstraße! Möge das, was in deinen Wänden passiert ist weitergehen!

Und zum Schluss noch mal die schönste Anekdote:
Videoabend in der Spenglerstrasse. Viele Mädchen gammeln um einen klapprigen Fernseher. Es klingelt an der Tür. Draußen stehen drei Jungs Anfang zwanzig. Sie fragen schüchtern, ob sie reinkommen dürfen. Na, klar, ist doch ein offenes Haus. Ich führ sie ins Wohnzimmer und biete ihnen einen Platz an. Sie sehen sehr verlegen aus und schauen von einer zur anderen. Sie seien Touristen und haben Licht gesehen. Wer wir denn wären. Wir sind von den Jesus Freaks und machen einen gemütlichen Abend. Ach ja, ... Schweigen. Das Gespräch kommt nicht recht in Gang. Nach ein paar Wetter-Floskeln wollen die Jungs wieder gehen. Reisende soll man nicht aufhalten. Nachdem sie weg sind, schauen wir uns an und auf einmal bricht eine in schallendes Gelächter aus. Sie bekommt sich nicht mehr ein. Was ist denn los? Prustend deutet sie ins Ladenzimmer. Die Lampe am Fenster leuchtet. Sie hatte eine rote Glühbirne, weil die so schönes Licht macht... Die Lampe wurde am nächsten Tag gewechselt!

Dienstag, September 06, 2005

Erntezeit

"Heumachen ist eine Kunst - oft eine schweißtreibende" steht im Kosmos-Buch vom Landleben, das Selbstversorgung angeblich leicht macht (so jedefalls der Untertitel). Ich hab mich heute nur durch ein paar Quadratmeter gemähte Wiese gekämpft, aber das hat mir fast gereicht. Vor allem weil Disteln und Brennnesseln dieses Wiesenstück auch begrünt haben. Aber man wächst an seinen Herausforderungen und das lippische Wetter meint es so gut mit mir, dass ich das morgen und übermorgen gleich noch mal üben darf und dann ist das Eselfutter hoffentlich trocken und kann eingelagert werden.
Die Planung der ganzen Hofumbaumaßnahmen und das, was zu machen und zu lernen ist, hält mich ganz schön auf Trapp und ich komm kaum zum Posten. Käthe ist auch superfleißig. Den ganzen Tag buddelt und räumt sie in und ums Gewächshaus. Mittlerweile sieht das da alles tiptop aus und die Tomaten und Kartoffeln, die dabei nebenher so entstehen, bestimmen unseren Speiseplan.
Es ist wirklich erstaunlich wie sehr man auf dem Land plötzlich von der Natur und vor allem vom Wetter abhängig wird. Wenn es schön ist müssen manche Sachen einfach getan werden, egal ob man etwas anderes geplant hat, oder nicht. Jetzt sind wir ja nicht existentiell darauf angewiesen und machen das mehr zum Spaß, aber um uns herum geht das vielen anders. Ernte ist schon eine anstrengende Zeit und ich verstehe, warum man nach all der vielen Arbeit auch mal richtig feiern sollte.

Donnerstag, September 01, 2005

Heute beim Frühgebet oder Reflektion über die kosmische Dimension unseres Gottesdienstes

Wenn wir morgens zum Frühgebet schlappen, dann ist es im Augenblick finster, nur an den Hügelrändern, schimmert es rosa. Während dem Gebet kommt dann die Sonne hinter den lippischen Bergern hervor und am Ende scheint sie mir immer ins Gesicht...
Als ich dann heute für meine Ekklesiologiearbeit in Schlinks ökumenischer Dogmatik rumlas, stieß ich auf einen Absatz über "das Einstimmen der gottesdienstlichen Versammlung in den Lobpreis der außermenschlichen Kreatur". Darin beschreibt er, dass uns unser Gottesdienst vereint mit dem Lobpreis der Engel, aber eben auch mit dem Lobpreis der sichtbaren Schöpfung. Dazu Schlink:

„Die kosmische Dimension des Gottesdienstes ist dem Bewußtsein der heutigen Menschen weithin verloren geangen. Sie verstehen die Aufforderung der Präfation zum gemeinsamen Lobpreis mit den Engeln, und die der Psalmen zum Lobpreis mit aller Kreatur eher als lyrische, denn als realistische Aussagen. Wo aber diese Dimension unverständlich geworden ist, wird auch das Verhältnis zwischen den Menschen und der Umwelt gestört, und die außermenschliche Kreatur wird schließlich nur noch unter dem einseitigen Gesichtspunkt technischer Verwendbarkeit betrachtet.“

Wer merkt, dass ihm das auch abhanden gekommen ist, dem empfehle ich, auch mal bei Sonnenaufgang zu beten, oder über den Sonnengesang des Hl. Franziskus (hier nur Auszüge) bei ein paar schönen Dias zu meditieren.

Gelobt seist du Herr, mit allen Wesen, die Du geschaffen, der edlen Herrin vor allem, Schwester Sonne, die uns den Tag heraufführt und Licht mit ihren Strahlen, die Schöne, spendet; gar prächtig in mächtigem Glanze:
Dein Gleichnis ist sie Erhabener.





Gelobt seist du, Herr,
durch Bruder Mond und die Sterne.
Durch Dich sie funkeln am Himmelsboge
und leuchten köstlich und schön.




Gelobt seist du, Herr,
durch Bruder Feuer,
durch den Du zur Nacht uns leuchtest.
Schön und freundlich ist er am wohligen Herde,
mächtig als lodernder Brand.