Donnerstag, November 16, 2006

Unterwegs zu Hause

Bin seit zwei Tagen unterwegs. Vom FLT (Freak Leiter Trainig der Jesus Freaks) in Neukirchen (Nähe Bad Hersfeld), auf dem ich ein Seminar zu Gemeinde und Organisation gehalten habe, ging es heute weiter nach Karlsruhe. Im Augenblick sitze ich im Cafe nun und genieße es einfach hier zu sein. Morgen habe ich Studientag in Ditzingen und dann geht es gleich weiter zum 60.Geburtstag meiner Mama in Hof. Montag ist der letzte Stop Kassel und ein Treffen mit dem Konzilvorbereitungsteam.
Eine Tour durch sämtliche meiner Weltern. Krasse Erfahrung!

Sonntag, November 12, 2006

Küchenmeditation

Als ich heute das Gemüse für unser Mittagessen geschnippelt habe (was bei mittlerweile 7 - 8 Essern einige Zeit in Anspruch nimmt), musste ich an eine Fernsehwerbung für "Gemüse und Sauce" denken. Darin wird dafür geworben, dass es durch die neuen Dosen für die fortschrittliche Hausfrau nicht mehr nötig ist, umständlich und lange Gemüse zu putzen. Sie kann im Handumdrehen ihre Lieben beglücken und muss keine Zeit mehr an stupide Arbeiten verwenden.
Mir fiel dazu eine Szene aus dem kleinen Prinzen ein:

"Guten Tag", sagte der kleine Prinz.
"Guten Tag", sagte der Händler.
Er handelte mit höchst wirksamen, durststillenden Pillen. Man schluckt jede Woche eine und spürt überhaupt kein Bedürfnis mehr, zu trinken.
"Warum verkaufst du das?", fragte der kleine Prinz.
"Das ist eine große Zeitersparnis", sagte der Händler. "Die Sachverständigen haben Berechnungen angestellt. Man erspart dreiundfünfzig Minuten in der Woche."
"Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?"
"Man macht damit, was man will ..."
"Wenn ich dreinundfünfzig Minuten hätte", sagte der kleine Prinz, "würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen laufen ..."

Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken, dass ich diese "niedrigen" Alltagstätigkeiten auch am liebsten durch Instantnahrung umgehen würde, um mehr Zeit zu haben für die "eigentlichen" Dinge des Lebens, für das, was mehr meinen Gaben entspricht und mich richtig nach Vorne bringt.
Aber ich glaube, wenn ich dieser Versuchung nachgeben würde, würde ich mir Chance nehmen, Gott auf eine ganz besondere Art zu begegnen.
Gott ist oft schwer zu finden in komplizierten theologischen Gedankengängen und in endlosen Sitzungen, in denen wir versuchen die Welt zu retten. Aber er ist für mich leicht zu finden an meinem Herd und bei meinem Gemüse. Hier habe ich wirklich erfüllte Gebetszeiten und segne jede Kartoffel, damit sie denen neue Kraft geben kann, die sich verausgabt haben.
Nicht dass Theologie und weltverändernde Gespräche überflüssig wären. Aber an meinem Herd wird mir bewusst, dass Gott Mensch wurde und Er anderen das Frühstück machte, obwohl er es genauso gut aus Steinen hätte zaubern können. Er ist mir nahe und ich spüre seine Gegenwart und sein Wirken in den einfachen, routinemäßigen Handgriffen meiner Arbeit.

Wie nah ist mir dann Teresa von Avila, die große Mystikerin und Kirchenlehrerin in ihrem Gebet:

Mache mich zu einer Heiligen,
indem ich Mahlzeiten zubereite
und Teller wasche.
Nimm an meine rauen Hände,
weil sie für Dich rau geworden sind.

Obgleich ich Martha-Hände habe,
hab' ich doch ein Maria-Gemüt,
und wenn ich die schwarzen Schuhe putze,
versuch ich, Herr,
Deine Sandalen zu finden.
Ich denke daran,
wie sie auf Erden gewandelt sind,
wenn ich den Boden schrubbe.

Herr, nimm meine Betrachtung an,
weil ich keine Zeit habe für mehr.
Herr, mache Dein Aschenbrödel
zu einer himmlischen Prinzessin;
erwärme die ganze Küche mit Deiner Liebe
und erleuchte sie mit Deinem Frieden.

Es wäre doch zu schade, diese Erfahrung durch einen Dosenöffner zu ersetzen, oder?

Donnerstag, November 09, 2006

Gerechtigkeit

Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.
Jakobus, 3,18


Gerechtigkeit bekommt man nicht, weil man Recht bekommt.
Gerechtigkeit bekommt man nicht, weil man Kriege führt.
Gerechtigkeit bekommt man nicht, weil man der Stärkere ist.
Gerechtigkeit bekommt man nicht, weil man die Gesetze beherrscht.
Gerechtigkeit bekommt man nicht, weil man kein Anstoß ist.

Gerechtigkeit bekommt man, weil man Frieden sät.

Deswegen ist mein tägliches Gebet:

Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Liebe entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo Kummer wohnt.

HERR, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Montag, November 06, 2006

Die Frage nach dem Bösen

In meiner Arbeit über "natürliche Theologie" geht es auch um eine Auseinandersetzung mit dem Pantheismus (kurz: Alles ist Gott) und dem Panentheismus (kurz: in allem ist Gott).
Mich bewegt in diesem Zusammenhang immer wieder die Frage nach dem Bösen.
Wenn "alles Gott ist" (Pantheismus) und Gott absolut gut ist, dann müsstn wir nur von absolut Gutem umgeben sein. Nun bin ich in dieser Welt aber schon Dingen begegnet die ich beinahe als absolut Böse einstufen würde. Damit kann ich dem Pantheismus keinen Raum geben.
Allerdings sagt die Bibel, dass es in dieser Welt nichts ohne Gott gibt (Eph 1,23). D.h. er ist "in seinen Werke". Nur wie kann ich mir das vorstellen, wenn manches auf dieser Welt offensichtlich Böse ist?
Momentan würde ich meine Antwort so formulieren:
Für mich ist ein Ding/System nicht von vorneherein gut oder böse, sondern erst mal neutral. Allerdings hat jede Schöpfung, dadurch dass sie erschaffen ist, eine göttliche Bestimmung. Der Geist der Dinge/Systeme, das heißt die Frage ob etwas gut oder böse ist, hängt mit der Ausrichtung zusammen.
Dinge/Systeme, die auf Gott hin ausgerichtet sind, im Dienst seines offenbarten Willens stehen und damit ihren Schöpfungsauftrag erfüllen, können in dieser Welt Gutes bewirken. Damit meine ich nicht unbedingt Dinge/Systeme, die von Christen errichtet oder ausgeführt werden, denn nicht was Christen machen, ist gut, sondern was dem Willen Gottes entspricht ist gut.
Dinge/Systeme, die gegen den Schöpfungsauftrag Gottes verwendet werden, entwickeln zerstörerische Kräfte.
Das heißt ein System kann "kippen".
Etwas, was gut angefangen hat, kann durch Missbrauch ins Gegenteil verkehrt werden.
Allerdings kann etwas was mit falschen Absichten begonnen wurde, "umgekehrt" und in seine göttliche Bestimmung gebracht werden.
Mir liegt dieser Gedankengang (den Walter Wink vertritt) deswegen so nahe, weil er Engagement auch in "ungerechten" Systemen fördert, wenn man damit den Auftrag wahrnimmt, das System wieder seiner göttlichen Schöpfungsbestimmung zuzuführen und nicht Teil hat an der Ungerechtigkeit des Systems.
Den Gedanken der Umkehr (metanoia) finde ich faszinierend, wenn man ihn nicht nur als persönliche Buße eines Menschen sieht sondern ihn ausweitet.
Außerdem gibt es uns die Möglichkeit uns in dieser Welt frei zu bewegen und alles zur Ehre Gottes zu nutzen, was uns zur Verfügung steht.

Donnerstag, November 02, 2006

... manches ist schwer zu verstehen

"Die zeitliche Struktur der Vergegenwärtigung des Verborgenen in der Sprache durch Ausgriff über das Vorhandene hinaus auf das Sinnganze, auf das die Wortbedeutungen verweisen, ist wegen der Zeitlichkeit der Wirklichkeit ihrer Erfahrung als Antizipation eines erst von der Zukunft her sich vollendenden Ganzen der Wahrheit zu verstehen."

Habe gerade meine Römerbriefarbeit verlängert, weil doch manches, was ich gerade lese,

" ... schwer zu verstehen" (Petrus über Paulus in seinem 2. Brief 3,16)

ist.

Vielleicht kann mir jemand den Satz aus Pannenbergs "Systematischer Theologie" erklären? Wenn nicht, nicht so schlimm, ist glaube ich nicht heilsnotwendig ;o)

Aber ihr seht, ich bin gut beschäftigt. Mein Thema ist übrigens "Ein kurzer Abriss der natürlichen Theologie von der Neuscholastik bis heute". Die Mühe ist das allemal wert.

Liebe Grüße vom Schreibtisch
Daggi